Motorsport
Über ein ganzes Jahrhundert hinweg
und in nahezu allen Teilen der Erde
haben die Wettbewerbsfahrzeuge aus
Mlada Boleslav den Charakter der Marke
SKODA geprägt. Über ruhmreiche Siege
der Helden längst vergangener Tage und
klangvolle Namen wie Narcis
Podsednicek, Vaclav Vondrich, Frantisek
Toman, Sascha Kolowrat oder Otto
Hieronimus erzählt man noch heute
ausführlich.
Nicht minder stolz sind die Tschechen
aber auf die Motorsporterfolge die zu
Zeiten des eisernen Vorhangs errungen
wurden. Denn hier zählt neben
fahrerischem Können auch
Einfallsreichtum und ein gerütteltes Maß
an Schläue, um starre Regelungen und
Restriktionen zu umgehen und vor allem
Improvisationsvermögen, um fehlende
Teile oder finanzielle Mittel - wenn nicht
auf normalem, dann eben auf Umwegen
- zu beschaffen. Nach dem zweiten
Weltkrieg waren die neuen Herren in der
Tschechoslovakei zwar nicht unbedingt
vom Motorsport begeistert, sahen darin
jedoch ein probates Mittel zur
Unterhaltung der Untertanen.
1946 gingen zum ersten Mal nach
Kriegsende wieder Automobile an den
Start.
54 Teilnehmer waren für das “ Große
Heinzrennen “ im Juli des Jahres
gemeldet, darunter waren drei Skoda
des Typs 1101. Alle erreichten das Ziel
ohne Strafpunkte und erhielten goldene
Auszeichnungen. Auf Platz zwei
pilotierte Vaclav Bobek einen 1101 bei
der Polen-Rallye 1948, ein Jahr darauf
gingen in Spa-Franchorchamps beim 24-
Stunden-Rennen gleich drei Skoda
diesen Typs an den Start. Die bis auf
einen vergrößerten Tank, der 55 Liter
fasste, serienmäßigen Wagen legten in
24 Stunden 1972 km zurück, was einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 84
km/h entsprach. Sie verbrauchten im
Mittel nur acht Liter Benzin auf 100
Kilometer und kamen ohne den kleinsten
Defekt und mit größter Hochachtung der
Zuschauer ins Ziel.
Für den ersten Grand Prix der
Tschechoslovakei 1958 auf der 17,8 km
langen Strecke von Brno bereitete
Skoda zwei Rennwagen auf Basis des
Tudor vor. Der eine hatte einen
vergaserbestückten 1,1-Liter-Vierzylinder
mit 50 PS, der andere die gleiche
Maschine mit einem Roots-Kompressor
und 60 PS. In seiner Klasse errang
Jaroslav Netusil mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 97
km/h den ersten Platz. 1959 führte der
Weg nach Le Mans. Bis zur Hälfte des
Rennens lag der Skoda mit einem
verlängerten Radstand gleichauf mit
dem späteren Sieger Austin Martin. Erst
ein Motorschaden warf den Rennwagen
aus Mlada Boleslav aus der Wertung.
Aber der erste Einsatz bei dem
legendären Langstreckenrennen verlief
insgesamt hoffnungsvoll. Die
Entwicklung von speziell für den
Rennsport konstruierten Modellen wurde
beschlossen. Sofort entstand die Studie
des Skoda Supersport. Mit Kompressor
brachte es der 1,5-Liter-Motor - ebenfalls
ein derivat aus der Serienfertigung - auf
160 PS; später, in der letzten
Entwicklungsphase, gar auf 180 PS.
Als höchste, jemals vom Skoda
Supersport erreichte Geschwindigkeit,
wurde 203,3 km/h genannt.
Ender der Fünfziger kam die große Zeit
des OCTAVIA. Zahlreiche Fahrzeuge
dieser Modellreihe rollten
- in leicht überarbeiteter Form - zu
zahlreichen Rallyeeinsetzen. Bei der
Tour d’Europe, die 1960 mehr als
10 000 Kilometer durch ganz Europe
führte und sogar Nordafrika streifte, wäre
dem Team Vaclav Hubcek beinahe ein
herausragender Gesamtsieg gelungen.
1961 fuhren die Piloten Eklund und
Keinanen bei der 1000-Seen-Rallye mit
einem OCTAVIA auf den dritten Platz im
Gesamtklassement, Gjolberg und
Martinsen siegten bei der Rallye Monte
Carlo in ihrer Kategorie und wurden
Gesamtsechste.
Ein Jahr drauf schob sich der OCTAVIA
bei der Monte Carlo in der Klasse bis 1,3
Liter sogar an den üblicherweise
dominierenden Alfa Romeo vorbei.
Skoda entwickelte Rennwagen der
Formel Junior, später der Formel 3. Es
entstand sogar die nationale Formel
SKODA. Mit dem S 100 ging es auf der
Rundstrecke um die Tourenwagen-
Meisterschaft. Anfang der Siebzigerjahre
jedoch wandte man sich eindeutig dem
Rallyesport zu. Aus Mangel an neuen
Fahrzeugmodellen konzentrierten sich
die Entwickler auf vorhandene Typen
und stellten im März 1974 drei
Prototypen auf die Beine. Und eine
weitere Bezeichnung, die bis heute auf
die Traditionen im Motorsport verweist,
wurde geboren: die Erfolgsserie der RS-
Modelle begann. Warum sollten die
Tschechen mit ihrem fabelhaften S 130
RS, dem “Porsche des Ostens”, nicht die
Rallyeschar vergrößern. Damit begann
eine eindrucksvolle Erfolgsserie für die
Marke SKODA.
Bei der Monte pilotierte ihn das Team
Blahna/Hlavka auf Platz eins seiner
Klasse und auf den 12. Rang im
Gesamtklassement. Im Jahr darauf
gelang ein neunter Gesamtrang, der
Klassensieg war beinahe eine
Selbstverständlichkeit. 1971 holte
SKODA den Markensieg in der Rallye-
Europameisterschaft. Bei einem
wiederholten Ausflug auf die
Rundstrecke 1981 gewann ein
S 130 RS vor BMW die europäische
Tourenwagen- Meisterschaft.
( Ouelle: Skoda-bewegte Geschichte )
Aus der Zeit der hochfliegenden Träume
stammt der Skoda 1100 OHC, ein
flacher, offener Zweisitzer mit dem Drang
zu Höherem. 200 km/h schaffe der
Renner als Höchstgeschwindigkeit,
allerdings passte sein Format, das
Verhältnis von Motorleistung zur
Karosserieform, in keine der damaligen
Rennsportklassen. Bis auf den Sieg und
einem zweiten Platz beim international
unbedeutenden Rennen in Leningrad
blieb der 1100 OHC ein wunderschöner,
aber eher klassenloser Sportwagen.